Sanfte Darmentleerung beim Fasten – sinnvoll oder geht es auch ohne?
Seit mehr als 2.000 Jahren gehört das Fasten zu nahezu allen Kulturkreisen auf der Welt. Eng mit dem Heilfasten verbunden war dabei schon immer eine sogenannte Darmreinigung. Noch immer schwören viele auf die altbekannte Darmentleerung vor und während des Fastens.
Mit Blick auf die Erfahrungsheilkunde bilden Darmentleerung und Fasten eine erfolgreiche Kombination. Zusammen werden beide Methoden noch immer als Grundlage zahlreicher Therapien angesehen. Mittlerweile ist das Fasten für zahlreiche Menschen ein fester Bestandteil ihres Alltags.
Dagegen ist jedoch die Darmentleerung nicht so leicht in den Alltag zu integrieren und wird oftmals als unangenehm empfunden. Wir klären daher in diesem Artikel darüber auf, welche Möglichkeiten des Fastens es sowohl mit als auch ohne Darmentleerung gibt.
Der Sinn einer Fastenkur
Fasten gilt seit jeher als hilfreiches Mittel, um Körper und Seele zu reinigen. In der langen Menschheitsgeschichte mussten Menschen aufgrund von Nahrungsknappheit immer wieder auf ausreichend feste Nahrung verzichten. Dieser erzwungene Zustand des Hungerns ist allerdings nicht vergleichbar mit dem modernen Fasten. Als Fasten wird der freiwillige und bewusste Verzicht auf feste Nahrung oder ausgewählte Lebensmittel für einen bestimmten Zeitraum bezeichnet.
Durch das hohe Kaloriendefizit werden gewisse Vorgänge im Körper angeregt. Außerdem kann das Fasten zu weiteren bestimmten körperlichen Anpassungen führen, wie zum Beispiel Zellerneuerungsprozessen und einer Entlastung des Verdauungstrakts. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Fasten Entzündungsprozesse im Körper verringern kann, was wiederum zu einer Verbesserung von bestimmten Symptomen führen kann. Noch dazu ist Fasten ein mentales Training, da die gewohnten Mahlzeiten für den gesamten Fastenzeitraum ausbleiben. Bei einer guten Vorbereitung und bestenfalls bereits ersten Fastenerfahrungen können typische Nebenwirkungen des Fastens minimiert werden.
Fasten mit Darmentleerung - wie wichtig ist der Vorgang?
Lange Zeit galt eine gründliche Darmentleerung als unabdingbarer Bestandteil vor und während einer jeden Fastenkur. Für viele Fastende gehörte die sogenannte Darmreinigung gleichzeitig zum unangenehmsten Teil der Fastenzeit. Beim traditionellen Fasten soll die Darmentleerung die benötigte Reinigung von Innen ermöglichen. Bei einem voll funktionstüchtigen Verdauungsapparat und regelmäßiger Bewegung erfolgt die Reinigung von allein, da keine Rückstände im Darm zurückbleiben. Wenn jedoch eine gestörte Darmflora vorliegt, ist eine vollständige Entleerung und Reinigung des Darms nicht ohne weitere Hilfe möglich.
Der Grund, warum eine Darmreinigung notwendig sein kann, liegt also in einer gestörten Darmflora. Eine solche gestörte Darmflora zeigt sich oft durch Anzeichen wie Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfungen, Reizdarm, Hautkrankheiten oder Allergien. Auslöser für dieses Ungleichgewicht im Darm sind falsche Ernährungsweisen, ungesundes Essverhalten, häufiger Stress oder Rauchen. Aber auch Medikamente und Umweltgifte können zur gestörten Darmflora führen.
Aus diesem Grund ist das sogenannte Abführen für viele ein unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Fastenkur. Neben der Unterstützung der Darmflora für den Fastenprozess hat das Abführen noch weitere Vorteile, unter anderem:
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Regulierung der Darmflora
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Linderung von Entzündungen
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Beruhigung der Darmschleimhaut
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Eliminierung von schädlichen Darmbakterien
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Ausleitung von Stoffwechselabfallprodukten
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Aktivierung (bei Verstopfung) oder Beruhigung (bei Durchfall) der Peristaltik
Eine Darmreinigung kann sich auf viele verschiedenen Ebenen auswirken, reguliert den Organismus im Körper und stößt Heilungsprozesse an. Die Darmreinigung kann die Darmflora auf vielfältige Weise positiv beeinflussen. Nicht zuletzt sorgt eine gründliche Entleerung des Darms vor Beginn des Heilfastens bei einigen Menschen auch für ein Ausschalten des eigenen Hungergefühls während der Kur. Dies ist eine durchaus vorteilhafte Begleiterscheinung der Darmentleerung, da sie die Fastenzeit angenehmer gestaltet.
Welche Abführmittel sind natürlich und sanft?
Sogenannte sanfte Abführmittel sind unter anderem Sauerkraut-, oder Pflaumensaft sowie Flohsamenschalenpulver. Sollten diese sanften Abführmittel keine Hilfe darstellen, gibt es auch kräftigere Abführhilfen. Dazu gehören Rizinusöl, Bitter- und Glaubersalz.
Nur im Extremfall sollte ein Klistier zum Einsatz kommen. Mit einem Klistier lässt sich selbstständig zu Hause ein Einlauf durchführen. Dieser Einlauf regt den Stuhlgang an und sorgt für eine Darmentleerung.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche unterstützende Maßnahmen, um die Darmtätigkeit anzuregen. Vor allem durch Sitzen und fehlende Bewegung im Alltag entstehen häufig Verstopfungen. Ballaststoffe und tägliche Bewegung sind die Grundlage für einen natürlichen Verdauungsprozess. Um diesen Prozess zu unterstützen, sollte auch während der Fastenkur auf ausreichend Bewegung geachtet werden.
Dabei muss es bei Weitem keine Einheit im Leistungssport sein. Vielmehr ist ein ausgedehnter Spaziergang, ein wenig Gymnastik, Schwimmen oder auch Radfahren die passende Wahl, um sich etwas Gutes zu tun, den eigenen Geist zu stärken und dem Darm bei einer regelmäßigen Entleerung zu helfen.
Ist ein Fasten ohne Darmentleerung möglich?
Die regelmäßige Darmentleerung ist auch während des Fastens enorm wichtig. Eine Darmreinigung ist dafür nicht zwingend notwendig, wenn die Darmflora intakt ist. Trotzdem kann eine sanfte Darmreinigung mittels natürlichen Abführhilfen wie Pflaumensaft oder die Einnahme von Abführmitteln wie Glaubersalz während des Fastens helfen. Wie bereits beschrieben, kann es ein starkes Hungergefühl verhindern und zugleich die verminderte Darmtätigkeit unterstützen.
Findet nämlich während des Fastens keine regelmäßige Darmentleerung statt, können sich in Deinem Körper unerwünschte Giftstoffe bilden, die zu Beschwerden führen. Eine Fastenkur ist nur dann gesund, wenn die Giftstoffe auch tatsächlich ausgeschieden werden. Leidet man aber an Verstopfungen, dringen diese durch die Darmschleimhaut wieder in den Körper ein und können dort zu Beschwerden führen.
Während des Fastens werden in der Regel weniger Ballaststoffe aus Obst, Gemüse und Vollkorngetreide aufgenommen, die normalerweise die Darmtätigkeit anregen. Es ist daher wichtig, die Ernährung nach der Fastenzeit schrittweise wieder aufzubauen, um eine ausgewogene Versorgung mit Ballaststoffen sicherzustellen. Solltest Du also während Deiner Fastenkur keinen regelmäßigen Stuhlgang haben, kann ein Einlauf die schonendste und schnellste Art der Darmentleerung sein.
Wissenschaftliche Zweifel an der Bedeutung der Darmentleerung beim Fasten
Mit Blick auf die heutige Wissenschaft wird allerdings deutlich, dass die Argumente für eine gründliche Darmentleerung nur begrenzt der Wahrheit entsprechen. Als Beleg für die Wirksamkeit einer Darmreinigung gilt der geruchsintensive Stuhl vieler Fastenden, der auf das vermehrte Ausscheiden der Giftstoffe aus dem Darm zurückzuführen sei. In Wahrheit steckt hinter dem veränderten Geruch allerdings der veränderte Stoffwechsel des Körpers.
Ebenfalls werden die an den ersten Tagen auftretenden Kopfschmerzen der Fastenden als Grund für die Notwendigkeit einer Darmentleerung angeführt. Doch Kopfschmerzen während des Fastens haben häufig eine ganz andere Ursache: Während der Fastenkur werden vermehrt Abbauprodukte aus dem Gewebe gespült und gelangen in den Kreislauf.
Diese erhöhte Konzentration von z.B. Harnsäure kann der Auslöser für Kopfschmerzen sein. In vielen Fällen stellen Kopfschmerzen allerdings auch simple Nebenwirkungen eines Entzugs dar, beispielsweise von Koffein, Zucker oder Salz.
Fazit: Mit oder ohne Darmentleerung fasten?
Während des Fastens wird bewusst für einen bestimmten Zeitraum auf feste Nahrung verzichtet. Dieser Vorgang hilft dabei, seinem eigenen Körper einen Reset zu geben und ihm eine Pause zu gönnen. Während dieser Zeit wird auch das eigene Bewusstsein geschult und nach dem Fasten stellt sich eine bemerkbare Veränderung ein: zum Essverhalten, aber auch zum eigenen Körper.
Die gründliche Entleerung des Darms vor und während des Fastens ist sehr wichtig und hat zahlreiche Vorteile. Daher ist eine Darmreinigung durchaus angebracht, um den Abführprozess im Darm zu unterstützen, wenn ohne weitere Hilfe keine vollständige Darmentleerung möglich ist. Zudem kann eine Darmreinigung das Hungergefühl während des Fastens reduzieren und unterstützt die Darmtätigkeit. Der Stuhlgang sollte also auch während der Fastenzeit nicht außer Acht gelassen werden. Dafür kann eine spezielle Förderung der eigenen Ausscheidungsvorgänge während der Fastenzeit hilfreich sein. Es gibt zahlreiche natürliche und unkomplizierte Abführhilfen, die das Erlebnis des Fastens positiv beeinflussen und Dein Wohlbefinden in der Fastenzeit fördern. Dementsprechend ist Fasten sowohl mit als auch ohne Darmreinigung möglich.
Liliane Petzold
Unsere Ernährungswissenschaftlerin Liliane gibt Dir wöchentlich Tipps rund um die Themen Gesundheit, Ernährung und Fasten.